Um die Wüstung Schmeesen oder wie sie auch genannt wurde: Smitheredeshusen oder Smedersen zu besuchen gibt es (geringe) Parkmöglichkeit an der Brüggefelder Straße im südwestlichen Solling. Das Gelände ist von geringem Baumbestand aber dafür umso voller mit Brombeergestrüpp und anderem. Einige kleine Trampelpfade weisen den Weg. Wenn ihr den linken davon nehmt und nicht gedankenverloren in Ameisenhügel trampelt, kommt ihr vermutlich schneller als ich ans Ziel.
Erbaut wurde das Dorf Schmeessen, als während der Karolingerzeit im 8. Jahrhundert das Weser-Leinebergland erschlossen und langfristig besiedelt und genutzt wurde, das belegen archäologische Funde. Für die Forscher ist dieser Ort bemerkenswert aufgrund seiner Höhenlage. 2004 wurde das Gelände erstmals gesichtet und vorbereitet, 2005 begann man mit den Untersuchungen (Link zu Bildern der Ausgrabung unter diesem Artikel)
Man fand die Überreste eines 8.4 x 15.9m großen Gebäues, bei dem es sich vermutlich um die Kirche/Turmkapelle des Ortes handelte.
Außerdem fand man Keramikscherben und insg. 20 Kilo Metall. Im Südosten der Kirche legte man auch einen Friedhof frei aber der Boden ist hier so sauer, dass nichts erhalten blieb.
Wohl 1447 wurden Ort und Kirche bei einem Truppendurchzug böhmischer Söldner zerstört. Da das Leben durch Klimaverschlechterung, Seuchen und Hungersnöte eh schon schwer genug war, wurde sie aufgegeben. So und nun mein Lieblingsteil der Geschichte von Schmeessen: WIKINGER! Nein leider nicht hier aber sie kommen darin vor. Also soweit die Theorie von Professor Dr. Hans-Georg Stephan: 845 war die Hammaburg, Gründungsort der heutigen Stadt Hamburg, Ziel brandschatzender Nordmänner, die sie vernichteten. Aber wo blieben die Bewohner? Zu diesem Zeitpunkt war der heilige Ansgar Erzbischof von Hamburg. Und ebenjener Ansgar, in Frankreich geboren, war vorher Leiter im Kloster Corvey, das von Schmeessen nur knappe 20km entfernt liegt. Man nimmt an, dass er Menschen aus der Hammaburg die eine neue Bleibe suchten, diese Region ans Herz legte, da hier Landvolk benötigt wurde. Belegt habe der Historiker diese Umsiedlung durch Töpferware mit typischer Verzierung.
Etwas weiter in süd-westlicher Richtung geht es noch zum „Taufstein“ von Schmeessen. Seine genaue Herkunft und Verwendung geben Rätsel auf. Einer Sage nach trocknet das Wasser in ihm auch im heißesten Sommer nicht aus.
Man geht am ehesten von einem Altarstein aus mit Platz für ein – Achtung, tolles Wort – Altarsepulcrum, für Reliquien. Ja aber hier mit im Wald? Auch dazu eine Sage: nachdem man schon die Glocke aus den Tümmern der Kirche geholt hatte, sollte es jetzt auch der Altarstein sein. Mitten im Wald scheuten aber die Pferde und gingen keinen Schritt weiter. So ließ man ihn dort und kurz danach rasten die Pferde wie wild davon.
Der Vollständigkeit halber kann man noch ein paar Hundert Meter weiter gehen und dem eher unscheinbaren Grabhügel aus der Bronzezeit einen Besuch abstatten. Und wenn man schon mal da ist und schwindelfrei: der Weser Skywalk ist nicht weit.
Quellen:
- Institut für Kunstgeschichte und Archäologien EuropasPrähistorische Archäologie und Archäologie des Mittelalters und der Neuzeit
- Zeitungsartikel Täglicher Anzeiger Holzminden September 2015
- http://schmeessen.com/German/Site/Smedersen.html
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