Allgemein Rintelner Weserberge

Hünenburg Steinbergen, eine Gruft und ein Exzentriker

Ehrlich gesagt recht spontan und vorab uninformiert fuhren wir an einem Sonntag Nachmittag los, die Hünenburg von Steinbergen zu suchen. Zufuß in südöstliche Richtung des Ortes aufmachend, kamen wir recht bald in ein kleines Tälchen und joa, mit Fantasie könnte man hier schon Wallanlagen erkennen.

Pferdeweide mit Wall

Die gesuchte Hünenburg wird in das 11.-12. Jahrhundert datiert und soll eine der Uffo-Burgen sein. Der überlieferte Name „Stenborch“ gab mutmaßlich dem Ort seinen Namen. Ein nach dem Ort genanntes Adelsgeschlecht wird urkundlich um 1223 „libero comite Johanne de Stenburc“ genannt.

Wenige Meter weiter zweigt ein Pattweg nach rechts oben und ha! ein Gedenkstein – wird sind richtig.

Findling Hünenburg

Wir machen uns kurz darüber lustig, wer denn wohl Herr Fauth ist und ob der nur Hobby Archäologe war und ahnen noch nicht, dass wir ihm später noch begegnen.

Einmessung der Burgreste

Die Anlage wurde teilweise durch den Kiesabbau im Wesergebiet zerstört aber die Kernanlage ist mit 40 x 30m noch erhalten. Der gut sichtbare Graben ist ca 3m tief und 7m breit. Das Areal ist irgendwie urig – gnubbelige Bäume, efeubewachsen.

Bäume auf dem Abschnittsgraben

Wir gehen in östlicher Richtung eine Schleife zurück auf den Teerweg und entdecken mit Begeisterung diesen prächtig renovierten Grenzstein zwischen ehemaliger Grafschaft Hessen-Kassel und Schaumburg-Lippe.
Diese Seite mit lippischer Rose und Schaumburger Nesselblatt.

Grenzstein von 1733

Zurück zum Auto ist noch ein kleiner Abstecher zum Friedhof geplant. Hier soll es eine Gruft geben.

Erbaut wurde sie im 17. Jahrhundert für die Familie Reimerdes. Bei dem massiven Riegel haben sie wohl auch dafür gesorgt, dass da keiner mehr rauskommt.

massive Sandsteinplatte mit Metallriegel

Die Gruft steht etwas verloren auf dem Friedhof aber wie wir erfahren, schmiegte sie sich mal an die alte Kirche von Steinbergen. Diese wurde aber 1888 abgebrochen und einige Meter weiter neu gebaut.

Gedenkplatte aus Sandstein für ehemalige Kirche

Wir umrunden die Gruft und – oh Hallo – stehen plötzlich vor Prof. Dr. Heinz-Erich Fauth Khan, dem Entdecker der Hünenburg. In einem alten Zeitungsartikel erfahren wir seine Lebensgeschichte und was es mit der etwas pissigen Grabinschrift auf sich hat.

Grabstein mit Portrait

1927 ist er hier in Steinbergen bei Rinteln geboren und aufgewachsen. Er studierte Zahnheilkunde in Erlangen und eröffnete dort eine Praxis. Das reichte ihm wohl nicht wirklich, er folgte dem Ruf der Bundesregierung nach Freiwilligen für Entwicklungshilfe in Afghanistan, baute die zahnmedizinische Fakultät in Kabul auf und verfasste 2 Lehrbücher der Zahnmedizin in afghanischer Sprache. König Mohammed Zahir Schah verlieh ihm den Ehrentitel „Khan“, was so’n büschn wie adeln ist. Nach Jahren des Bürgerkrieges verließ er aber das Land und kam zurück nach Steinbergen. Vermutlich war das dann doch zu langweilig und so stürzte er sich in Heimatforschung, nahm an Ausgrabungen teil, fand so einiges und entdeckte schließlich die Steinberger Hünenburg. Seine jahrelangen Versuche die Steinberger Bevölkerung für Historie (und für sich) zu begeistern sollen nicht wirklich gefruchtet haben und die ungewöhnliche Grabinschrift „In der Welt hochgeschätzt und verehrt, in der geliebten Heimat verkannt und gekränkt. In Kummer gestorben“ wählte er selbst.

An der Außenwand der Steinberger Kirche ist noch ein sehenswerter eingelassener
Grabstein zu finden, dieser soll laut Literatur das Kreuz auf Hügel Golgatha über einem Wappen (?) zeigen und angeblich auf das Edelherrengeschlecht derer von Vlotho zurück gehen.

Sandsteinplatte mit Relief in Backsteinwand

Quellen: geschichtliches Ortsverzeichnis Schaumburg, Schaumburger Land – Burgenland (Heine), Artikel der Schaumburger Zeitung vom 02.05.2018

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