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Die Lüningsburg bei Neustadt am Rübenberge

Eines vorweg: es gibt gar keinen Rübenberg in Neustadt, also jedenfalls keinen der diesen Namenszusatz erklärt. Fake News? Naja eher Etymologie, oder Namensursprung.

Haufen Zuckerrüben auf einem Feld mit Erntemaschine

Bis 1388 wird dieser Namenszusatz urkundlich nicht erwähnt. Erst 1436 wird durch Herzog Wilhelm von Braunschweig-Lüneburg eine Urkunde ausgestellt, in der „vor dem Röuwenberge“ vorkommt. 1439 ist von „Neustadt bei der Veste Rouenberge“ die Rede. Und was soll es jetzt bedeuten? Theorien reichen von „Räuberberge“, über „Ruheberg“ und da der Ort/die Burg auf einem steinigen standfesten Untergrund steht auch „Rauer Berg“. Tatsächlich konnte diese Frage nicht gänzlich geklärt werden.

Kommen wir zur Lüningsburg. Ihr Vorteil: sie ist ein echter Drive by und hat einen eigenen großen Parkplatz.

Friedhofsschild am Eingang

Sie findet sich auf dem Gelände des örtlichen Friedhofes. Das ist soweit interessant, weil man in den 80ern bei eAusgrabungen Funde aus der Jungsteinzeit und Eisenzeit macht, die auf die Nutzung als Urnenfriedhof hindeuteten. Also hat es Pi mal Daumen 1500 Jahre gedauert, bis Menschen erneut hier Urnen bestatteten.

Und wo ist nun die Burg? Am südlichen Ende des Friedhofs lässt sich im Gelände eine Anhöhe erkennen und von dieser Stelle aus auch der obere Kamm der Wallanlage.

gepflasterter Weg zum Südende des Friedhofs
kleiner Hang am Ende des Friedhofs, oberer Bereich der Wallanlage

1934, 1975 und 1981 fanden Grabungen statt, die Wallaufbau und Toranlagen zum Mittelpunkt der Untersuchung machten. Es ließen sich drei Phasen einer Holz-Erde-Befestigung nachweisen. Von Krone zu Krone misst die Umwallung 135m, sie bestand aus vorgelagerten Sohlgräben, einen weiteren innen liegenden Graben und eine sogenannte Berme (Absatz in Böschung). Eine holzverkleidete Außenfront wurde mit Pfosten abgestützt.

Zeichnung der Bauphasen

In einer Luftbildaufnahme von 1971 ist die Lüningsburg mit ihren 1,4 ha (und damit eine der größten Ringwallanlagen in Niedersachsen) noch deutlich im Gelände zu sehen.

alte Luftbildaufnahme, unterhalb der Kiesgrube Verfärbung im Gelände

Heute leider nicht mehr. Ein Teil der Anlage ist wie man sieht vom Friedhof überdeckt.

aktuelle Luftbildaufnahme des Friedhofs und der landwirtschaftlich genutzten Flächen

Als Besiedlungsspuren fanden sich in Nähe des Walles Herdstellen mit Pfostenlöchern, Hüttenlehmspuren und Steinpflasterung. Der Bohlenbelag am Nordwesttor wurde zunächst in die Zeit von 570-660 n. Chr. datiert (nach neueren Annahmen doch jünger). Außer Keramikscherben und einer Bronzefibel in Form eines Pferdes aus dem 9. Jahrhundert, fand man ein Schwert aus dem 8. Jahrhundert.

schematische Darstellung der Anlage

Der Name der Lüningburg weist auf ihren Ursprung und Bedeutung hin: sie liegt im Bereich zwischen den frühmittelalterlichen Gauen Marstem und des Leinegaues (Loingo) und trug daher den Namen Loghingeborch. Laut Forschern soll sie eine bedeutende Fluchtburg in diesem Grenzgebiet gewesen sein.

Leider scheint sie heutzutage ziemlich in Vergessenheit zu geraten. Immerhin: der Wanderweg „Moorhennies Pfad“(bestehend aus einer Nord- und einer Südroute) führt daran vorbei und so hat sie immerhin eine Infotafel abbekommen (die Hörgeschichten auf der Internetseite und per QR Code vor Ort funktionieren aber schon nicht mehr). Eigentlich hat sie noch eine Drohnenaufnahme verdient, vielleicht holen wir das im Frühling mal nach.

Pfahl mit Informationstafel
Schiffgraben

Quellen:

  • Führer zu vor- und frühgeschichtlichen Denkmälern Band 49
  • Ur- und Frühgeschichte Niedersachsens, Häßler
  • frühe Burgen und Pfalzen in Niedersachsen, Heine

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